• unite de bureau
  • europaallee
  • zurich
  • switzerland
  • competition
  • 2011

unité de bureau

Eine Reise von Punkt A nach Punkt B. Die mathematische Funktion von Zeit und Raum. Flugbahn, Pfad oder die Linie auf, der sich der reisende Punkt fortbewegt. Veränderung.

1. Silhouette Gestaltung – die Linie

Die Linie war auf Grund der deutlichen, räumlichen Nähe zu den Gleisen die erste Assoziation. Scheinbar banal, scheinbar offensichtlich, aber das Potenzial der Einfachheit einer solchen Bezugnahme erscheint genauso gefährlich wie faszinierend. Ein einfaches, langes und hohes Gebäude, welches die maximal vorgegebene Höhe erfüllt. Das Gebäude untescheidet sich von der Umgebung: von den Gleisen und der Stadt. Ein Gebäude, welches zwei Elemente, zwei Räume, zwei Strategien und zwei Aspekte der Kunst verbindet. Ein Gebäude, welches man schematisch mit zwei schwarzen Linien darstellen kann: eine dicke, starke Linie von der Seite der Gleise und eine dünne von der Seite des Le-Corbusier-Platzes. Die schwarze Linie als charakteristisches Element des Gebäudes ist gleichzeitig das Zeichen und die Barriere, die Bedienungszone, der lineare Schrank, wo alle notwendigen Funktionen festgelegt sind. Die schwarze Linie markiert ebenfalls die Endstation – Zürich Hauptbahnhof. Die Anordnung parallel zu den Gleisen und senkrecht zum Bahnhof unterstreicht die strategische Lage des neuen Objekts innerhalb des Stadtraums. Die schwarze Linie ist auch die Uhr, die über dem Perron hängt. Die dünne Linie enthält die Hauptbestimmung der Anlage und ist transparent, offen und einfach zu erreichen.

2. Städtebaulicher Kontext – Städtischer Platz.

Das Gebäude öffnet sich zum Le-Corbusier-Platz. Die einfache, schnelle und hohe Form schaff eine charakteristische Fassade des Stadtraums. Dieses Gebäude ist wie ein Waggon, welcher im öffentlichen Raum stehen geblieben ist und über diesem wie über einem Bahnsteig hängt. Dank der Einbuchtung entlang des gesamten Gebäudes zieht die neue Form den Raum des Le-Corbusier-Platzes in sein Inneres. Der hohe Laubengang der Einbuchtung formt den städtebaulichen MaßstabDie Lage parallel zu den Gleisen bewirkt vor allem, dass der Le-Corbusier-Platz an Raum gewinnt. Dank diesem städtebaulichen Eingriff gewinnt der Platz ebenfalls eine Fassade von der Seite des Baufeldes C. Diese Fassade fängt den Blick des Betrachters und zeichnet eine deutliche Grenze zum Le-Corbusier-Platz.  Gleichzeitig bleibt der Raum so wie der Rang der Europaalle unangetastet und ihre Kontinuität wird durch eine Baumreihe entlang der weiteren Baufelder gesichert.

3. Eingänge.

Prinzip von der Verbindung. Das Prinzip der Verbindung der Funktionen innerhalb des Gebäudes mit dem öffentlichen Raum basiert auf 3 Grundregeln:

– Detailhandel und Gastronomie erreicht man nur von der Seite des Platzes.

– Bürobereich wird von der Ost- und Westseite des Gebäudes erreicht. 

Eine deutliche Separierung der Eingänge zu den Bürohallen unterstreicht ihre Schlüsselrolle und ermöglicht den Nutzern eine deutliche Identifizierung. Die Eingänge zu den Büros werden durch moderne Portale akzentuiert.

– Alle Notausgänge führen zum Bahnsteig.

4.Konstruktion, Statik und Vorfertigung.

Das Gebäude wird auf einem regelmäßigen Raster mit einem Achsenabstand von 6.2m x 10.8m gebaut, zusammen mit dem Überhang von der Perronseite, die 1/3 von der Spannweite beträgt. Dieser Stützenraster ist wiederholbar und es gibt keine Ausnahme. Das Modul 6.2 x 10.8 definiert den Hauptbüroraum, der frei von Stützen ist, was Flexibilität bei der inneren Organisation bietet. Es können Büros im Stil “open space” arrangiert oder zwei individuelle Büros mit der Breite von 3m durch eine Zweiteilung geschaffen werden. Die Dienstleistungsgeschosse sind so organisiert, dass sowohl große Mieteinheiten, als auch kleinere Einheiten marktgerecht proportioniert werden können.  Ein 3.5 m breiter Trakt, der über dem Perron aufgehängt wird, wird von den Dimensionen der Hilfsfunktionen definiert. Dadurch, dass dieser sich auf der Seite der Gleise befindet, stellt er eine ideale Lärmschutzbarriere für die Arbeitsräume dar. Das Gebäude selbst hingegen funktioniert als Lärmschutz für den Le-Corbusier-Platz und Europaallee.  Die Materialisierung des Gebäudes geschieht vor allem mit möglichst einfachen Systemen um ein Maximum an Effektivität zu garantieren.  Die disziplinierte Konstruktion des Gebäudes ermöglicht eine effektive Fertigung sowohl der Gebäudestruktur, als auch der Fassadenelemente. Diese Vorfertigung ermöglicht eine kurze Realisierungsdauer und reduziert die Investitionkosten.

5. Energetisches Prinzip

Das Gebäude erfüllt die Anforderungen des Labels MINERGIE P ECO®Die Hauptfassaden sind fast perfekt nach Norden und Süden orientiert. Die Nordfassade ist eine Vollwand welche durch eine 30cm dicke Wärmedämmung isoliert ist. Es gibt an diese Stelle praktisch keinen Wärmeverlust. Die Südfassade ist eine technologische Aparatur, ausgerüstet mit photovoltaischen Elementen, Jalousien, Rollos und einer Verglasung. Ihre Hauptaufgabe ist die Gewinnung von Solarenergie mittels PV-Anlagen, die sich auf allen transluzenten Elementen der Fassade befinden, also auf dem 90 cm breiten Streifen zwischen den Etagen, sowie an der Konstruktion. Die beweglichen Jalousien, welche sich an allen Verglasungen der Büroräume befinden, dienen, je nach Tag und Jahreszeit, dem Sonnenschutz oder der besseren Ausleuchtung der Büros mit natürlichem Licht. Sowohl die Jalousien, als auch die PV-Anlagen sind hermetisch mit Glass abgedeckt, was sie vor Schmutz, Abnutzung und Witterungseinflüssen schützt. Jedes Fassadenmodul enthält ein öffenbares Fenster, welches mit einem Sonnenrollo ausgestattet ist.

6. Code, Chaos, UNITE

Das Bruchstück des im Arrangement der Fassade kodierten Stroms von digitaler Information ist Ausdruck der vibranten, modernen Wirklichkeit. Die chaotische Kombination einfacher, gleichwertiger Regeln muss in ein homogenes Gesamtbild verschmelzen. UNITE, obwohl unabhängig und nach mathematischen Regeln gebaut ist es nicht fremd am Le-Corbusier-Platz. Mit seiner Zeichnung, seiner Unterteilung und dem Rythmus der Fassade nimmt es ein Dialog mit den bestehenden Gebäuden auf und kreiert ein zusammenhängendes Bild städtischen Raums.

7. Zeit, Farbe und Raum
Die nördliche Fassade ist eine Art städtischer Installation, welche die Bewegung des pulsierenden Stadtzentrums darstellt, die Bewegung der Menschen, die hier ständig kommen und gehen. Eine autonome, interaktive Plattform wurde oberhalb des Raums des Hauptbahnhofs installiert. Dies ist ein deutlicher Bestandteil der visuellen Identifikation der Stadt.  Die einfache, beleuchtete Form bestehend aus blinkenden, farbigen Streifen ist ein Zeichen oder eher ein Ausrufezeichen, welches die Aufmerksamkeit aller Besucher von Zürich auf sich ziehen wird. Die horizontale Aufteilung auf 16 Streifen korrespondiert mit den Bahngleisen, welche in visuellem Kontakt mit dem Gebäude stehen. Jedem von ihnen wurde ein einzigartiger Farbton zugeordnet, welcher aus Le Corbusiers Farbpalette stammt, welche dieser im Jahre 1959 für den Tapetenfabrikanten Salubra komponiert hat. Diese Palette besteht aus 20 Farbtönen. 16 davon wurden auf einer interaktiven Fassade verwendet, die übrigen vier fanden im Inneren Verwendung, unter Anderem zum Zwecke der Identifikation der Eingänge zu den Bürohallen. Die Nutzung der Farbpalette von Salubra ist ebenfalls eine kulturelle Referenz, eine Botschaft, welche in die Welt getragen wird, mittels der Passagiere, die sich an diesem für die Stadt zentralen Ort tummeln. Die vertikale Unterteilung stellt die zeitliche Achse dar, als auch die Richtung der Bewegung, die am Punkt „0“ beginnt, welcher äquivalent mit dem Kopfbahnhof ist. Die modulare, vertikale Unterteilung in 100 Elemente markiert gleichzeitig die Aufteilung des letzten, zehnminütigen Zeitabschnitts (100 x 6s) vor der Abfahrt eines Zuges. Es ist ein grafisches Bildnis einer Uhr, welches durch die modernen Nomaden intuitiv entziffert wird.